Identität und Herkunft sowie Zugehörigkeit und Teilhabe bestimmen aktuelle gesellschaftliche Diskurse vom Stammtisch bis zu politischen Debatten im Plenarsaal. Sei es durch die Coronapandemie verstärkte oder gar hervorgerufene Ungleichheiten, durch Krieg und Flucht entfachte Debatten über Migration und Integration „fremder“ Menschen und Kulturen aber auch durch finanzielle und bildungspolitische Differenzen und der damit einhergehenden Verdeutlichung sozialer Ungerechtigkeiten.
Durch die Wahl des Themas „Augenblicke des Seins“ setzen wir uns bewusst gegen die politisch aufgeladene Debatte und konzentrieren uns vielmehr auf das Hier und Jetzt.
So liegt der Fokus auf ästhetischer Empfindung musikalischer Klänge und Experimente. Dabei werden ebenso kontrastierende Situationen entstehen, die nach einer Schlichtung rufen, wie Momente der Resonanz und Harmonie.
Dem Werk „the expanded moments (of being)“ der iranischen Komponistin Farzia Fallah für Baßklarinette und Akkordeon aus dem Jahr 2018 liegen posthum veröffentlichte Tagebücher von Virginia Woolf zu Grunde. Die Erinnerung an ihre Kindheit und die damit einhergehende Auseinandersetzung mit dem Erlebten inspirierten Farzia Fallah zu ihrem Stück.
Tim Helbig wird solistisch mit verschiedenen Klangobjekten und experimentellen Instrumenten improvisieren. Gerade innerhalb freier Improvisationen entstehen außergewöhnliche Momente des Seins, im Jetzt. Durch im Moment gefällte musikalische Entscheidungen, die Reaktion und Interaktion auf die Umgebung und den Raum lassen sich mannigfaltige Inspirationen für die „Echtzeit-Komposition“ schöpfen.
Dabei sollen Zeit- und Räumlichkeit aufgeschlossen und vielleicht sogar aufgelöst werden.
Zusammen werden wir im dritten Teil ein Stück entwickeln, das sich im Spannungsfeld zwischen analogen Klängen von Klarinetten und Akkordeon, Live-Elektronik und mehrkanaliger Klangprojektion bewegt. Auch die Suche nach Möglichkeiten, mit den unterschiedlichen akustischen Verhältnissen des Raumes zu spielen und diese zu variieren, soll ein weiterer wichtiger Aspekt der gemeinsamen Arbeit sein.
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